Ein Roman, der mich überzeugen konnte: "Es wird keine Helden geben" von Anna Seidl

Es wird keine Helden geben - Anna Seidl

Ein Roman, der mich überzeugen konnte: Gefühlvoll, spannend und zum Nachdenken anregend.

 

„Es wird keine Helden geben“ spricht vor allem Leser ab 14 an – oder zumindest die Menschen, die die Entwicklung eines Charakters nach einem solch herben Schlag nachvollziehen können.

Die Hauptprotagonistin Miriam ist meiner Meinung nach ein äußerst sympathischer Charakter. Nicht, weil sie immer furchtbar nett, einfühlsam und alles in allem den perfekten Charakter besitzt, sondern, weil sie eben das nicht ist.

Miriam ist nicht perfekt: Sie hat ihre Ecken und Kanten, schließt sich ihren Mitmenschen an und macht jemanden fertig, oder ist auch einfach Mal tierisch oberflächlich. Aber dies scheint sich nach dem Amoklauf von Grund auf zu ändern; sie wird zu einer vollkommen anderen Personen.

Auf eine Art und Weise kann ich das nachvollziehen: Der Amoklauf zerstört ihr altes Leben und damit auch ihre Persönlichkeit, aber manche Veränderungen und vor allem ihre Einsichten sind einfach zu krass.

Selbst wenn man an solch einem Rückschlag wächst, ist ein fünfzehnjähriges Mädchen sicherlich nicht gleich zu solchen Schlüssen fähig. Dass sie ihr Mitverschulden an Mathias Stauds Amoklauf einsieht, kann ich noch gut nachvollziehen, aber manche ihrer Lebensweisheiten erscheinen mir dann doch wieder etwas unrealistisch.
Es wirkt, als ob die Autorin aus der Protagonistin spricht, was sie theoretisch auch tut, aber dies lässt Miriams Veränderung bzw ihre Persönlichkeit falsch und aufgesetzt wirken.

Trotzdem konnte ich die meisten Entwicklungen nachvollziehen – auch Miriams Verhalten gegenüber ihren Mitmenschen – und halte sie deshalb für einen gelungenen Charakter.

Die anderen Charaktere werden alle gut dargestellt. Man kann sie durch ihr Verhalten voneinander unterscheiden und Veränderungen, die sie aufgrund des Amoklaufs durchgemacht haben, werden vor allem durch Rückblicke in ihr „altes Leben“ klar.

Sprachlich ist das Buch eine gute Leistung: Anna Seidl erzählt die Geschichte Miriams flott und auf eine spannende Art Weise, sodass das Buch schnell durchzulesen ist. Sie verwendet eine jugendliche Sprache, die im Großen und Ganzen zwar nicht stört, aber einen zwischendurch einen merkwürdigen Gegensatz zu den oben genannten Lebensweisheiten darstellt. Deshalb bekommt man oftmals das Gefühl, dass die Lektorin vor allem in diesen Lebensweisheiten nachgeholfen hat.

Das Thema des Buches ist Mal etwas ganz anderes: Ein Amoklauf.

Das Buch dreht sich zwar inhaltlich um den Amoklauf, aber dieser an sich findet nur in den ersten paar Kapitel statt. Danach handelt das Buch von Miriams Zerrissenheit und der Situation, mit der die Schüler nun klar kommen müssen.

Hierbei kommen Miriams Gefühle sehr gut zu Ausdruck: Zum Einen ihre fehlenden Gefühle zu Anfang der Geschichte und schließlich der Schmerz, der sie zu überwältigen droht.

 

Alles in Allem ist es meiner Meinung nach ein wirklich gutes Buch mit viel Potenzial. Obwohl gerade in Miriams Gefühlswelt und ihrer plötzlichen Persönlichkeitswandlung Defizite stecken, gebe ich dem Buch ein Thumps-up und vier Skullys. 

 

 

Quelle: http://daisys-rezensionen.blogspot.de/2014/01/es-wird-keine-helden-geben-von-anna_13.html